Der Weiße Schöps ist ein östlicher Zufluss des Schwarzen Schöps im sächsischen Landkreis Görlitz. Am nördlichen Rand des Tagebaus wurde er vor 20 Jahren vollständig kanalisiert. Das war das Ergebnis einer ersten Flussverlegung. Mit der Wiederaufnahme der Förderung im Tagebau Reichwalde ist nun eine Fortsetzung der Flussverlegung geplant, da der Tagebau ab 2015 in das Nordfeld des Tagebaus einschwenken wird. Aus diesem Grund wird eine erneute Verlegung des Weißen Schöps bis Ende 2014 notwendig.

Freitag, 1. Februar 2013

Die Hammerstädter Teiche

Diese Woche widmen wir uns einer Oberlausitzer Teichlandschaft die im Jahr 2012 ihr 400 jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Hammerstädter Teiche sind eine wichtige Gewässergruppe, die der Weiße Schöps sowohl vor der Umverlegung als auch nach der Umverlegung tangiert.

Bereits im Jahr 1612 fanden die Hammerstädter Teiche ihre erstmalige Erwähnung, doch die Vermutung liegt nah, dass die Teichlandschaft sogar noch älter sei. Denn schon im Jahr 1449 rief die Stadt Görlitz alle Herrschaften der Gemeinden am Weißen Schöps zusammen, um über Wasserbauten am Schöps zu beraten. 

Das historische Teichgebiet um 1823

Durch eine Lehmschicht, die unter dem Sandboden des Teichgebietes liegt, wird das Versickern des Teichwassers verhindert. Gespeist werden die Teiche durch die Raklitza und den Jungferngraben. Die Anlage der Teiche gilt noch aus heutiger Sicht als Meisterleistung des Teichbaus, denn die rund 19 Einzelteiche wurden durch 12 km lange Gräben und Vorfluter so miteinander verbunden, dass jeder Teich separat angestaut und abgelassen werden kann. 

Das heutige Teichgebiet
 
Eine Teichlandschaft befindet sich in ständigem Wandel, so kommt es vor, dass neue Teiche angelegt und andere wiederum aufgegeben werden. Auch im Zuge des Reichwalder Tagebaus werden die Hammerstädter Teiche Veränderungen ausgesetzt. Große Teile der Teichlandschaft, wie z.B. der Gelb-, Koppen- und Altteich werden durch den Bergbau in Anspruch genommen. Der Bau einer speziellen Dichtwand verhindert jedoch die gesamte Inanspruchnahme des Teichgebietes. Die Dichtwand ermöglicht die Erhaltung des halben Teichgebietes und schafft somit die Grundlage, um neue Teiche anzulegen. Vier neue Teiche, Schenk-, Heide-, Mittel- und Blumeteich, sollen auf 31 Hektar, ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen, entstehen.

Eine Dichtwand ermöglicht die teilweise Erhaltung des Teichgebietes und hier sehen Sie auch die neugeplanten Teiche

Die Inanspruchnahme von fast 60 % der Hammerstädte Teiche durch den Tagebau Reichwalde bedeutet auch einen Einschnitt in die naturelle Beschaffenheit der Region. Daher sind der Erhalt der restlichen 40 % und das Anlegen neuer Teiche wichtige Elemente, um die einzigartige Flora und Fauna, die sich über Jahrhunderte in unsere Region entwickelt und angesiedelt hat, zu schützen. Viele bedrohte Arten wie Fischotter, Seeadler und Rohrdommel haben in den Hammerstädter Teichen ihr zuhause gefunden.

Seit 1992 ist der Fischwirt Helmut Tusche der Pächter der Teiche, in denen vorrangig die traditionelle Karpfenzucht betrieben wird. Die Fischzucht Rietschen GmbH setzt nun aber neben der traditionellen Methode des Einzugs mittels Fischernetz, auch auf moderne Verfahren. Die sich im Bau befindende Kreislauf-Fischzuchtanlage soll eine effektivere Bewirtschaftung ermöglichen. Das Konzept beruht auf einer Kombination aus traditioneller Teichwirtschaft und moderner Aquakultur mit Warmwasserhaltung. Durch eine solche Anlage kann die Karpfenproduktion ganzjährig fortgeführt werden, aber auch andere Fischarten der Region sollen hier vermehrt produziert werden. Die Wärme für dieses Projekt soll im Übrigen in der neu entstehenden Stallanlage der Viereichner Rindfleisch GmbH in Neuliebel mittels Biogas produziert werden. 

In der nächsten Woche geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Thematik der Archäologie. Im Zusammenhang mit der Flussverlegung und dem Tagebau Reichwalde wurde auch ein Blick unter die Erde geworfen, um die geschichtlichen Besonderheiten unserer Region aufzudecken und zu konservieren. Bleiben sie neugierig und bis nächste Woche.

Ihr ArTour-Team in Rietschen

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