Liebe Blogleser, als erstes möchten wir Ihnen noch ein gesundes neues Jahr wünschen, bevor wir Ihnen unseren ersten Artikel im neuen Jahr vorstellen. Dabei handelt es sich um das Thema der Begrünung nach dem Gewässerumbau am Weißen und Schwarzen Schöps. Herr Jürgen Scheuermann von der iKD Ingenieur Consult GmbH in Dresden, welcher für die ökologische Baubegleitung verantwortlich ist, hat uns diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Dafür möchten wir uns recht herzlich bei Ihm bedanken.
Sobald die Bauarbeiten in einem
Bauabschnitt beendet sind, beginnt die Begrünung.
Die Begrünung kann durch das
Abwarten der sogenannten Sukzession, d.h. einem „Sich-Selbst-Überlassen“ der
Flächen erfolgen. Durch Sameneintrag aus der Umgebung mit Hilfe von Wind,
Wasser und Tieren siedeln sich Pflanzen selbstständig an. Das beginnt mit den
Pionierpflanzen. Besonders an feuchten Stellen sind schnell Froschlöffel,
Flatter-Binse, Zarte Binse und Zwiebel-Binse zu entdecken. Schon nach einem
Jahr werden die Binsen sukzessive durch Seggen, Gräser, Schilf und andere
Hochstauden ersetzt. In der Nähe von vorhandenen Schwarz-Erlen ist ein
Erlen-Jungaufwuchs zu beobachten. Länger dauert eine Selbstbesiedelung auf den
ausgesprochen trockenen Flächen. Dort sind teilweise nur Kiefer-Sämlinge
anzutreffen.
Binsen als Erstbesiedler im Rahmen der Sukzession im Neubauabschnitt |
Neben einer Begrünung zum
Nulltarif hat die Sukzession den Vorteil, dass die wachsenden Pflanzen
heimischen Ursprungs sind und sich selber ihren richtigen Standort suchen.
Allerdings kann auf noch nicht begrünten, geneigten Flächen Erosion auftreten. Zu
bedenken ist ebenfalls, dass das künftige Fließgewässer bei Hochwasser
Erosionen an den Ufern verursachen kann, die im Bereich des Unterhaltungsweges
und von Bebauungen nicht gewollt sind. Darüber hinaus können insbesondere in
den Anfangsstadien der Sukzession auf die noch kahlen Stellen unerwünschte
Neophyten konkurrenzlos einwandern, deren Bekämpfung dann sehr schwierig wird.
Deshalb wird das neue Gewässer nach Ende der Baumaßnahmen vorwiegend aktiv
begrünt.
Hierzu werden die
Gewässerböschungen ab Mittelwasser-Niveau mit einer
Gräser-Kräuter-Saatgutmischung angesät. Zur schnellen Begrünung von stark
geneigten, erosionsgefährdeten Böschungen wird dem Saatgut auch teilweise
sogenanntes Ammensaatgut beigemischt. Dabei handelt es sich um schnell keimende
und wachsende Gräser-/Getreidearten wie Roggen-Trespe oder Triticale. Diese
Pflanzen schaffen einen kurzfristigen Schutz der Böschungsoberfläche vor
Erosion und Austrocknen. Die eigentlich gewollten Pflanzen können im Schutz der
Ammenpflanzen heranwachsen. Auf Deichen werden zusätzlich Erosionsschutzmatten
aufgenagelt.
Erosionsschutzmatten am Ostergraben in Werda |
Der Gewässerlauf wird beginnend
am Mittelwasser-Niveau mit Gehölzen der Weichholz-Aue (Schwarz-Erle, Weiden)
bepflanzt. Ziel ist eine Beschattung des neuen Flusses. Auf den höher gelegenen
Flächen, die ein Hochwasser nur selten oder nie erreicht, werden Gehölze der
Hartholz-Aue (Ulmen, Stiel-Eiche, Eber-Esche, Haselnuss, Pfaffenhütchen, etc.)
gepflanzt.
Pflanzung von Eichen auf die Böschung des Neuabschnittes |
Bei den 2012 begrünten
Abschnitten war 2013 eine ausgiebige Verdichtung des Bewuchses festzustellen. Invasive
krautige Neophyten treten in den fertig gestellten Gewässerabschnitten noch nicht
auf. Ihr Einwandern ist nach Inbetriebnahme des Gewässers jedoch zu erwarten.
Umso wichtiger ist die schnelle Etablierung einer standortgerechten
einheimischen Vegetation, was u.a, auch durch das Umsetzen von Röhricht-Soden
erfolgt.
Umsetzung von Röhrichtpflanzen zur schnellen Besiedlung des neues Gewässerufers mit einheimischen Pflanzen |
Als sehr günstig hat sich das Belassen einzelner Gehölzgruppen außerhalb des Mittelwasserprofils erwiesen. Von hier aus und aus den im Boden vorhandenen Samen erfolgt erkennbar eine zügige Wiederbesiedlung des umgestalteten Gewässers.
Röhricht-Matten an den feuchten Böschungen des Neubauabschnittes schützen vor Hangerosion |
Im Neubauabschnitt, wo lange Böschungen der Erosion Angriffspunkte bieten und an Schichtgrenzen zum Teil starke Wasseraustritte zu verzeichnen waren, wurden angepasst an die jeweilige Situation Röhrricht-Vegetationsmatten eingebaut. Hier konnte ein schnelles Anwachsen beobachtet werden. Des Weiteren erfolgte eine gezielte Mahdgutübertragung, aber auch die Ausweisung von Sukzessionsflächen.
Die Begrünung erfolgt generell
ausschließlich mit autochthonem Saat- und Pflanzgut.
Nach einem Jahr sind die Erlen bereits stark gewachsen und eine Grundbegrünung des Gewässers ist vorhanden |
In unserem nächsten Artikel wird es um die neue Kreislaufanlage der Fischzucht-Rietschen gehen. Bleiben Sie wie immer neugierig!
Ihr ArTour-Team in Rietschen
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